Die digitale Welt, in der wir leben, fordert eine immer höhere und komplexere Lesekompetenz. Arbeitsstellen, in denen eine rudimentäre Alphabetisierung ausreichend ist, wird es in der beruflichen Zukunft unserer Kinder so gut wie nicht mehr geben.
Umso entscheidender ist es, dass der Leseeinstieg bei ihnen gelingt, sie viel Freude am Lesen empfinden und eine hohe Lesemotivation haben. Denn einer der wichtigsten Grundsätze ist, dass gutes Lesen durch viel Lesen generiert wird.
Wie kann das gelingen? Hier können Comics eine wichtige Rolle spielen. Durch ihren niedrigschwelligen Einstieg und ihrer Fähigkeit viel Inhalt bei wenig Text zu vermitteln, motivieren sie und schaffen schnelle Leseerfolge. Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, können durch die Wort-Bild-Verknüpfung eigenständige Wortschatzüberprüfung vornehmen. So werden nicht zuletzt das Selbstbewusstsein gestärkt und positive Leseerfahrungen gemacht.
Die Neurolinguistik hat herausgefunden, dass das Lesen eines Comics tatsächlich eine höhere Datenverarbeitung im Gehirn darstellt. Es ist weit mehr, als ein paar bunte Bildchen mit etwas Text anzuschauen. Diese Mehrleistung des Hirns führt zu einer intensiveren Verarbeitung und Verankerung des Wortschatzes im Erinnerungsvermögen.
Auch auf dem Comicmarkt in Deutschland hat sich inzwischen viel getan. So gibt es mehrere sehr engagierte (Kinder-)Comic-Verlage, die sich teilweise explizit mit dem Thema Leseerwerb auseinandersetzen. Viele fristen aber noch ein Nischendasein und sind der breiten Masse nicht bekannt.
Über dies und mehr spreche ich in meinem Vortrag „Lesen lernen mit Comics“. Der Vortrag richtet sich an folgende Gruppen:
- Lehrkräfte
- Mitarbeitende der Bibliotheken
- Buchhändler:innen
- Lesepat:innen
- Eltern
- Erwachsenen, die sich in der Leseförderung engagieren
Je nach Gruppe beträgt der zeitliche Umfang des Vortrages 45 bis 90 Minuten.
Bei Präsenzveranstaltungen habe ich einen umfangreichen Büchertisch dabei mit vielen aktuellen wie auch zeitlosen Titeln verschiedener deutscher Verlage. Er lädt zum Schmökern und Entdecken ein.
Im praktischen Teil zeige ich Methoden des Arbeitens mit Kindern und Comics. Die Dokumentenkamera und ein Beamer dienen hier als zentrales Mittel zum direkten Arbeiten mit Comics. Durch die Live-Präsentation gibt es keine Kollision mit Urheberrechten
- Comics vorlesen: Mit Hilfe der Dokumentenkamera kann vor Ort einer beliebig großen Gruppe Kinder, je nach Inhalt ab 3 Jahren, ein Comic vorgelesen werden. Mit Hilfe eines Zeigestocks wird das Panel, in dem gelesen wird, angezeigt. Es wird nur der Text gelesen, keine Beschreibung der Zeichnungen abgegeben. Diese lesen die Kinder selbst.
- Gemeinsames Lesen eines Silent Comics: möglich ab Vorschulalter, da hier kein Text vorliegt, und die Geschichte frei erzählt werden muss, können die Kinder interaktiv beteiligt werden (Namensgebung der Charaktere, Beschreibung dessen, was passiert, Emotionen dekodieren, Soundwörter artikulieren).
- Kinder lesen Comics: Für Kinder ab 9 Jahren, in Kleingruppen (je nach Comic 2-5 Kinder) erarbeiten Kinder gemeinsam unter Anleitung einen Comic (Rollenverteilung, Einstudieren der Geschichte, Einbringen von Geräuschen, hier bieten sich Rasseln, Klingeln u.ä. an). Dieser kann als One-Take digital aufgezeichnet und später per Mail zugesandt werden. Falls Räumlichkeiten und Technik vorhanden sind können die Kinder ihn auch live vor Ort vor Publikum vortragen.
- Zeichne deinen eigenen Charakter: Für Kinder ab Schulalter, sie bekommen das Prinzip einer Comicfigur erklärt (simple, leicht zu reproduzierende Darstellung mit einer Besonderheit, die sie einzigartig macht). Auf einem ersten Blatt zeichnen sie ihre Figur. Auf einem weiteren Blatt mit voneinander getrennten Panels sollen sie ihre Figur in unterschiedlichen emotionalen Momenten zeichnen (traurig, müde, freudig, überrascht, …). Ggf. können sie auf einem dritten Blatt mit verbundenen Panels einen eigenen kurzen Comic mit ihrer Figur zeichnen.
Darüber hinaus arbeite ich mit Kindergruppen, indem ich Comics über eine Leinwand vortrage. Die Comics sind mit Erlaubnis der Verlage und der Künstler:innen als aneinandergereihte Panels in einer PowerPoint Präsentation vorbereitet. Durch das Durchklicken und dabei Vorlesen des Comics entsteht ein gewisser cineastischer Effekt. Er wird dadurch verstärkt, dass die Zeichnungen teilweise mit Geräuschen und/oder Musik unterlegt sind. Hierzu benötige ich als Equipment einen Beamer und ein Mikrofon. Die Gruppengröße und das Alter sind hier individuell gestaltbar